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Lesung von Ozan Zakariya Keskinkılıç: Hundesohn
2.11.25 | 14:00-15:30 | Saal X, Gasteig/HP8 | Moderation: Amira Sarra Schoemann
„Baba sagt immer, bir lisan, bir insan. İki lisan, iki insan. Eine Sprache, ein Mensch. Zwei Sprachen, zwei Menschen. Das bedeutet, je mehr Sprachen du sprichst, desto größer ist die Welt, desto mehr bist du.“ Vielstimmig und groß ist die Welt, die Ozan Zakariya Keskinkılıçs Debütroman Hundesohn durchstreift. Der Text entrollt sich wie ein Teppich, „eine bewegliche Welt, ein wandernder Boden“, über den, immer im Rhythmus der Grindr-Notifications, ein schwindelerregender Reigen von Begegnungen und Verfehlungen hinwegzieht. Mit Franz Kafka, der ihm von der ersten Seite an Pate steht, verbindet den Erzähler Zeno, dass er keine Zunge beherrscht, aber mit vielen ringt. Es gibt, um nur einige zu nennen, das Deutsche, in dem er schreibt; das Türkische, in dem er Kind blieb; das Englische, in das er immer wieder wechselt – und die Lücke, die die Sprache der Großeltern ließ. Sprache, Sprachverwirrung und Begehren sind hier unauflöslich ineinander verschlungen: am liebsten hat Zeno nämlich Hassans „kühle Zunge im Mund, nachdem wir Wassermelone gegessen haben“.
Kraftvoll reißt sich Hundesohn von der Leine der Coming-of-Age-Story los. Die Lesenden finden keine Linie, die ungebrochen von einem früheren Selbst zu einem gegenwärtigen Selbst verlaufen würde, sondern einen Erzähler, der gleichzeitig verschiedene Räume und Zeitlichkeiten bewohnt. Und sie finden einen hungrigen Mund, der sich zur Stätte vieler Zungen macht, weil er über die eigene Zunge hinausgewachsen ist.
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Gasteig HP8
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81379 München
