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Im Gedenken an Paula Modersohn-Becker
Gedichte und Briefe
[Der Sänger singt von einem Fürstenkind]
Rainer Maria Rilke
Clara Westhoff an Rainer Maria Rilke
Westerwede, 5. Nov. 1900
Rainer Maria Rilke an Clara Rilke
Paris, 11, rue Touillier, am 5. September 1902
Frau Mathilde Becker an Clara Rilke
Schwachhauser Ch. 253 Bremen d. 21. Nov. 1908
Requiem für eine Freundin
Geschrieben am 31. Oktober
1. und 2. November 1908 in Paris
Rainer Maria Rilke
Paula Moderson-Becker Briefwechsel mit Rainer Maria Rilke
Herausgegeben von Rainer Stamm - Insel Verlag
- aus dem Nachwort von Rainer Stamm
Die Begegnung zwischen Paula Moderson-Becker und Rainer Maria Rilke gehört zu den großen, faszinierenden Künstlerfreundschaften des 20. Jahrhunderts. Die Malerin, Pionierin der Moderne in Deutschland, und der Dichter trafen sich am Beginn des Jahrhunderts als Suchende und wechselseitig Stärkende. Beide, nahezu gleichaltrig, waren als Künstler auf dem Weg zur Entfaltung ihres eigenen Ausdrucks. Die Malerin offenbarte Rilke ihre Art des Sehens, die Eingang in seine Dichtung fand; der Dichter bestärkte sie in ihrer ernsten Suche nach einem eigenen Weg in der Kunst. Zudem bestand eine - bisweilen stark, bisweilen weniger stark ausgeprägte - intellektuelle und persönliche Affinität zwischen beiden. Besonders in der Phase der Zusammentreffen in Worpswede und Berlin fand ein wechselseitig fruchtbarer und tiefgründiger Gedanken- und Gefühlsaustausch statt.
Die Fäden der Beziehung zwischen den zwei Künstlerseelen waren fein gesponnen, das entstandene Netz nicht immer tragfähig, aber in seiner Fragilität ist es von beeindruckender Schönheit und zeugt von einer eigenartig spannungsreichen Nähe.
Aus dem Brief von Rainer Maria Rilke an Clara Rilke - Paris, 11, rue Touillier,
am 5. September 1902
... Siehst Du, Rodin hat nichts gelebt, was nicht in seinem Werke ist. So wuchs es um ihn. So verlor er sich nicht, selbst in den Jahren, da Geldnot ihn zu unwürdiger Arbeit zwang, verlor er sich nicht, weil nicht Plan blieb, was er erlebte, weil er abends es gleich verwirklichte, was er bei Tage gewollt hat. So wurde immer alles wirklich. Das ist die Hauptsache, daß man nicht beim Träumen, beim Vornehmen, beim In-Stimmung-sein bleibt, sondern immer mit Gewalt alles in Dinge umsetzt. Wie Rodin es getan hat. Warum ist er durchgedrungen? Nicht, weil er Befall gefunden hat. Seiner Freunde sind wenige, und er steht, wie er sagt, auf dem Index. Aber sein Werk war da, eine enorme, grandiose Wirklichkeit, über die man nicht weg kann. Damit hat er sich Raum und Recht erzwungen. Man kann sich einen Mann denken, der das alles in sich gefühlt, gewollt hatte und auf bessere Zeiten gewartet hätte, um es zu machen. Wer würde seiner achten; er wäre ein alternder Narr, der nichts mehr zu hoffen hätte. Aber machen, machen heißt es. Und ist erst einmal etwas da, sind zehn, zwölf Sachen da, sind 60, 70 kleine Akte um einen, die man alle bald aus dem, bald aus jenem Drang heraus gemacht hat, dann hat man schon ein Stück Land gewonnen, auf dem man aufrecht stehen kann. Dann verliert man sich nicht mehr. Wenn Rodin da unter seinen Dingen umhergeht, da fühlt man, wie ihm von ihnen immerfort Jugend, Sicherheit und neue Arbeit zuströmt. Er kann nicht irre werden. Sein Werk steht wie ein großer Engel neben ihm und schützt ihn ... sein großes Werk!
Dein Rainer Maria
Natalie Schorr, gebürtige Hamburgerin, Ausbildung am Hamburgischen Schauspiel-Studio Hildburg Frese. Spielte an verschiedenen Theatern in Deutschland, der Schweiz und Osterreich.
Eigene Rezitationsprogramme aus Werken von Novalis und anderen deutschen Romantikern sowie von Goethe und Rilke.
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